Bar, Ausstellungsraum oder Büro – wo befindet man sich? Ästhetische Erbauung versus Funktion – Kunst oder Leben? Die divergente Eingangssituation des Künstlerhauses verdichtet sich zu dieser Frage als zentralem Motiv von Double Blind (in Anlehnung an den psychologischen Fachbegriff „double bind").
Der Dielenboden im Eingangsraum ist mit grell gelbem Teppich ausgelegt, ein schwarzer Teppichpunkt markiert einen fiktiven Standpunkt für die eintretenden Besucher. Der Nachbau eines historischen Bar-Tresens, entstanden nach dem Elbe-Hochwasser von 2013, verschwindet hinter einem mit Teppich verkleideten Aufsatz. Lediglich ein zentrales „Guckloch“ und die davor stehenden Barhocker lassen noch funktionale Bezüge erkennen.
Eine schwarze Teppichbahn, auf dem Boden ausgelegt und unter der Decke in einer flachen Kurve aufgehängt, verbindet den Eingangsbereich mit dem Galerie-Raum. Touchiert wird diese von einer gelben Teppichbahn, die geradewegs durch den Ausstellungsraum läuft, vorbei an einem ebenfalls mit Teppich verkleideten Säulenpaar durch die offen stehende Tür, um schließlich an der Balustrade der Terrasse zu enden.
Hier, den Blick auf den Fluss freigebend, erweist sich das Werk, sich konstituierend aus der Bewegung, Wahrnehmung und den Erwartungen der Besucher, als eine „fluchtende“ Passage. Der Galerie-Raum, als Ort zu konsumierender Objekte, wird negiert – zugunsten der eingangs gestellten Fragen und eine Positionierung der Besucher verlangend.
„Sehen ist Tun“. (M. Merleau- Ponty)