Barcelona 2015, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen

Auszug aus "Erzählende Räume" (siehe Texte)

Möbel können aber auch den Raum des Betrachters verlassen und zu Kunstwerken werden, vor allem dann, wenn sie genauso wie früher Plastiken auf Sockeln platziert werden (und somit den Raum wechseln). Penelope Curtis zeigte das 2007, indem sie Henry Moores (1898–1986) King and Queen und Ludwig Mies van der Rohes (1886–1969) Barcelona Sessel zusammen auf einem schwarzen Teppich präsentierte. Mit dieser Inszenierung spielte sie auf die beiden Sessel in Mies van der Rohes Pavillon zur Weltausstellung von 1929 an, die nur vom spanischen Königspaar benutzt werden durften. Obwohl es sich um Möbel handelte, befanden sie sich eindeutig in einem anderen Raum. Aber der Betrachter konnte aus seiner Erfahrung heraus darüber sinnieren, wie es denn wäre, auf diesen luxuriösen Möbeln sitzen zu dürfen. Die beiden Sessel waren zur Skulptur geworden.

Helwing parodiert diese hehre Geschichte des Möbels als Thron, indem er unter dem Oberbergriff Barcelona die Diamant Sessel aus dem Bestand des Museums platziert. 1950 von Harry Bertoia (1915–1978) entworfen, stehen diese Möbel kunsthistorisch für den Übergang zwischen Skulptur und Sitzmöbel. In Helwings Ausstellung werden sie wieder zu Möbeln zum Sitzen. Im gleichen Raum stehen Porzellanfiguren von Marcks aus seinem Todesjahr, als eine große Anzahl von figürlichen Bildhauern das Medium Porzellan wiederentdeckte.  Arie Hartog

Material:  MDF-Platten, Wasserflaschen, Gläser, Museumssockel, Bertoia Diamond Sessel, Arbeiten von Gerhard Marcks aus der Serie "Bildhauer des 20. Jahrhunderts arbeiten in Porzellan": Halgerd (1978), Aliena (1981), Hüterin (1981)