Auszug aus "Die Aktivierung des Objekts" (siehe Texte)
Beim Anblick des klassizistischen Portikus’ des Museums wird dem potenziellen Museumsbesucher bereits im Stadtraum deutlich, dass die Ausstellung Christian Helwing: Marcks und das Museum nicht erst dann beginnt, wenn die Eintrittskarte gelöst wurde. Der eigentlich funktionale Eindruck geht durch die von Helwing angebrachte räumlich versetzte schwarze Farbfassung in ein begehbares rhythmisches Bild auf. Betritt nun der Betrachter tatsächlich die Säulenvorhalle, betritt er nicht mehr nur ein Museum, in dem Skulpturen ausgestellt werden, sondern er wird durch sein Durchschreiten des Portikus’ bereits Teil dieser umfassenden Raumskulptur. Konsequent ist auch der "Museumsladen" im angrenzenden Kassenbereich seiner Funktion enthoben und nur noch bleicher Schattenriss seiner selbst. Der Künstler Christian Helwing setzt mit diesem Auftakt deutliche Signale und weist zugleich auf eine komplexe Auseinandersetzung hin, die nicht nur zwischen den Gattungen Skulptur und Architektur ausgetragen wird, sondern auch zwischen dem skulpturalen Werk von ihm und Gerhard Marcks und die letztendlich vielleicht sogar primär – das Zwiegespräch von Besucher und Werk sucht.
Indem Christian Helwing das Museum nicht als neutrale Hülle akzeptiert, in der ausgestellt wird, sondern diese zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Kunst macht, verschiebt sich der Fokus von der "Betrachtung" von Kunst auf ein"Erleben" von Kunst. Yvette Deseyve
Material: Säulenvorhalle des Gerhard-Marcks-Hauses, schwarze Folie