Die Ausstellungsräume des Künstlerhauses Göttingen befinden sich im historischen Lichtenberghaus. Georg Christoph Lichtenberg hatte hier seine Vorlesungs- und Arbeitsräume. Die Arbeit P.P.* für den „Weißen Saal“ und die Fassade des Hauses ist dem Zauberer Philadelphus Philadelphia gewidmet. Lichtenberg ließ 1777, während dessen Gastspiel in Göttingen, ein Plakat aushängen, auf dem er Philadelphias Programm so ankündigte, als stammte es von diesem selbst. Auf dem Plakat wurde behauptet Philadelphia werde blitzschnell den Wetterhahn der Jacobikirche mit der Wetterfahne der Johanniskirche vertauschen. Der so herausgeforderte Philadelphia gab noch eine Vorstellung in Göttingen und verließ dann überstürzt die Stadt.
Das an den Eckbalkonen des Hauses befestigte schwarze Banner trägt keinen Namen oder Datum. In seiner dynamischen Form ist es als Anspielung auf eine Erfindung Lichtenbergs – den Blitzableiter – zu verstehen. Den Aberglauben seiner Zeitgenossen kommentierend bezeichnete er diesen als „Furchtableiter“. Betritt ein Besucher den Ausstellungsraum von der Straße kommend, so findet das Banner seine Fortsetzung in Form einer schwarzen Teppichbahn. Den Raum als begehbare Diagonale durschneidend wird sie von einer zweiten Teppichbahn gekreuzt. Diese verlängert, ebenso begehbar, den Zugang durch die Tür im Treppenhaus. Beide Teppichbahnen setzen sich, an den Schnittkanten mit den Wänden und stets in einem 45 Grad Winkel „reflektiert“, als schwarze Streifen auf den Wänden fort.
Der “Weiße Saal” wird so in ein Raumgefüge transformiert, in dem sich Rationalität und Irrationalität, Konstruktion und „Magie“ wechselseitig durchdringen, oder aber auch unvereinbar gegenüberstehen.